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6-Punkte-Plan
für die sozial-gerechte Agrarwende
und gutes Essen für alle!

Forderungspapier von über 100 Organisationen an die Bundesregierung

Januar 2023

Gutes Essen ist ein Menschenrecht. Doch trotz steigendem Wohlstand wächst der globale Hunger. Die Corona-Pandemie und der russische Krieg gegen die Ukraine haben diese Schieflage zusätzlich verschärft. Für diejenigen, die Wetten auf Lebensmittelpreise abschließen, ist die Ernährungsarmut der anderen ein Spiel. Agrarflächen sind für Konzerne genauso wie Wohnraum schon lange zum Spekulationsobjekt geworden. 125 Superreiche weltweit verursachen zusammen so viele CO2-Emissionen wie ganz Frankreich, während die Klimakatastrophe durch Dürren, Überschwemmungen oder Brände immer mehr Menschen die Lebensgrundlagen raubt.

Die dominanten Agrar- und Ernährungssysteme sind ungerecht, krisenanfällig und nicht nachhaltig. Sie schaffen weder faire Preise und Löhne für Bäuer*innen, Beschäftigte und das Lebensmittelhandwerk noch beenden sie den Hunger auf der Welt. Dazu kommt: Wie Lebensmittel hergestellt werden, schadet vielfach Klima, Artenvielfalt und unserer Gesundheit.

Spätestens seitdem die Inflation auch Deutschland erreicht hat, wissen Menschen mit wenig Geld hierzulande nicht mehr, ob sie ihre Wohnung heizen oder den Kühlschrank mit guten Lebensmitteln füllen sollen. Bäuer*innen fehlt die Perspektive, weil sie für ihre anstrengende Arbeit vielfach weder Anerkennung noch faire Preise bekommen. Die prekäre Lage teilen sie mit Beschäftigten, die unter schwierigen Bedingungen Lebensmittel herstellen und oft keine ausreichende Absicherung im Alter haben. Und alle, die Lebensmittel nachhaltig und handwerklich herstellen, sehen sich dem Preisdruck von Großkonzernen ausgesetzt, deren Preise nicht die Folgekosten für Umwelt, Klima und Gesundheit abbilden.

Das haben wir satt! Daher fordern wir – über 100 Organisationen aus Landwirtschaft, Sozialbereich, Lebensmittelhandwerk, Gewerkschaftsbranche, Erwerbslosen-, Klima- und Umwelt-Bewegung, Jugend-, Tierschutz- und Eine-Welt-Verbänden – die sozial-gerechte Agrarwende und gutes Essen für alle!

Wir fordern eine Politik, die gutes Essen, faire Erzeuger*innenpreise, Umwelt-, Tier- und Klimaschutz, eine gerechte Verteilung des Wohlstands und ein demokratisches Zusammenleben vereint und für alle sichert. Wir erleben, wie Konzerne, Aktienfonds und Milliardär*innen immer wieder Krisen nutzen, um ihre Vermögen zu vergrößern. Die Schere zwischen Arm und Reich wird – hierzulande und weltweit – noch größer. Das ist gefährlich und nützt auch den Feind*innen von Demokratie, Gerechtigkeit und Umweltschutz.

Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen. Umweltgerecht hergestelltes Essen ist ein Grundrecht für alle. Wir sagen: Gutes Essen hat seinen Preis und alle Menschen müssen sich gutes Essen leisten können. Bei sozialen und ökologischen Fragen gibt es kein Entweder-Oder, sie sind die elementare Basis für ein gutes Zusammenleben auf diesem Planeten. Die Agrar- und Ernährungswende, eine Umverteilung des Reichtums und konsequenter Klimaschutz sind notwendige erste Schritte in eine sozial gerechte und solidarische Gesellschaft.

Es ist die Pflicht der Bundesregierung dafür zu sorgen, dass alle Menschen Zugang zu gutem Essen haben, dass kleine und mittlere Betriebe nicht der zunehmenden Konzentration zum Opfer fallen und dass Lebensmittel sozial-, tier- und umweltgerecht hergestellt werden. Das fordern wir von der Bundesregierung – und dafür gehen wir gemeinsam auf die Straße.

 

Für uns ist klar:

Gutes Essen ist ein Menschenrecht – für alle weltweit!

Menschen mit wenig Geld – egal ob mit oder ohne Lohnarbeit – brauchen Zugang zu gesundem und ökologisch verträglich hergestelltem Essen!

 

Gutes Essen braucht faire Erzeuger*innenpreise!

Bäuer*innen, Bäcker*innen und alle anderen, die uns mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen, müssen gut von ihren Produkten leben können!

 

Gutes Essen geht nur mit guten Arbeitsverhältnissen!

Ganzjährig und saisonal Beschäftigte in der Landwirtschaft und Lebensmittelbranche brauchen Tariflöhne, gute Arbeit und armutssichere Renten im Alter!

 

Gutes Essen muss gesund für Mensch, Klima und Tiere sein!

Was wir essen, darf nicht unserer Gesundheit, der Umwelt oder den Tieren schaden!

 

Gutes Essen muss global gerecht sein!

Agrarexporte aus der EU dürfen keine bäuerlichen Existenzen im globalen Süden zerstören und importierte Lebensmittel brauchen faire Preise!

 

Unsere 6 Forderungen:

1. Zugang zu gesunder und umweltgerechter Ernährung für alle Menschen!

Regelsatzlücke von über 250 Euro im Bürgergeld schließen, Sanktionen und Leistungskürzungen überwinden, Versorgung mit fair produzierten, umweltgerechten Lebensmitteln für alle Menschen umsetzen! Sozialleistungen müssen ökologischen Konsum ermöglichen.

 

2. Faire Erzeuger*innenpreise dauerhaft sicherstellen!

Preisdiktat der Supermarktketten stoppen, Einkauf unter Produktionskosten verbieten und regionale, bäuerliche und ökologische Strukturen (z.B. durch öffentliche Kantinen) stärken!

 

3. Gute Löhne für gute Arbeit!

Einen ausreichenden Mindestlohn und armutssichere Renten garantieren, Inflationsausgleich schaffen und eine stärkere Tarifbindung in Landwirtschaft, Nahrungsmittelverarbeitung und im Einzelhandel unterstützen!

 

4. Gesellschaftlichen Reichtum fair verteilen!

Übergewinnsteuer auch bei Agrar-, Lebensmittel-, Handels- und Düngemittelkonzernen erheben, Vermögenssteuer einführen und Kapitalerträge konsequent besteuern, niedrige und mittlere Arbeitseinkommen entlasten, Mehrwertsteuer auf klimagerechte Lebensmittel senken und umweltschädliche Subventionen stoppen!

 

5. Teller statt Trog, Tank oder Tonne!

Ackerflächen, wo möglich, für menschliche Nahrung statt für Futter- und Biosprit-Anbau nutzen und Lebensmittelverschwendung beenden!

 

6. Hungerkrise beenden!

Lebensmittelspekulation verbieten, Recht auf Nahrung durch freies Saatgut und gerechte Landverteilung unterstützen, gentechnikfreie Landwirtschaft sichern, mehr Entwicklungsgelder für die sozial-ökologische Transformation der Ernährungssysteme bereitstellen und unfaire Handelsabkommen stoppen!
 


Unterzeichner*innenliste

144 Unterzeichner*innen (Stand 31.1.23)

1Hektar-Zukunft - GreensUnlimited
ADFC Merzig
AG Prekäre Lebenslagen (BAG Plesa)
Agrar Koordination und Forum für internationale Agrarpolitik
Aktion 3. Welt Saar
Aktion Agrar – Landwende jetzt
Aktion gegen den Hunger
Aktionskreis Eine Welt Reifferscheid
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg
Armut und Gesundheit in Deutschland
Armutsnetzwerk
Attac Deutschland
Aurelia Stiftung
AWO Bezirksverband Mittelrhein
AWO International
BAG Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit
Basta! Erwerbsloseninitiative Berlin
Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall
Berlin4Future
Berliner Tafel
Berlin-Vegan
Berufsverband der Präventologen
BiO Reporter Inernational
Biohof Kepos
Biokreis
Bioland – Verband für organisch-biologischen Landbau
Bioland Geflügelhof Bodden
Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR
Brot für die Welt
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Bund gegen Missbrauch der Tiere
Bundesverband Kulturloge
Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN)
BUNDjugend
Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft
Bündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Niedersachsen, Bremen und Hamburg
Bündnis Junge Landwirtschaft
Bürgerliste Grün der Zeit
Campact
ChristiansForFuture
Christliche Initiative Romero
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Deinwerk Heinsberg
Demeter
Deutsche Umwelthilfe
Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB)
Deutscher Naturschutzring
Deutscher Tierschutzbund
Diakonie Deutschland – Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung
Die Freien Bäcker
ELAN - Emanzipatorisches Landwirtschaftsnetzwerk
Ernährungsrat Berlin
Ernährungsrat Brandenburg
Extinction Rebellion
FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika
FIAN Deutschland
Foodsharing
Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg
Forum Ökologie & Papier
Forum Umwelt und Entwicklung
Fressnet
Fridays for Future
Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland
Gen-ethisches Netzwerk
Gentechnikfreie Regionen in Deutschland
Germanwatch
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
Greenpeace
GRÜNE LIGA Bundesverband
IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)
IG gegen Nachbau-Gebühren
INKOTA-netzwerk
Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit
Interessengemeinschaft Regionalmarkt Bad Brückenau
Internationaler Bund (IB)
junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (jAbL)
Junges Bioland
Junges Naturland
Kitakrise Berlin
Klima-Allianz Deutschland
Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen
Kulturland eG
Landesarmutskonferenz Berlin
Lebendige Erde Krefeld
Lebendige Landwirtschaft gGmbH
Lebensgemeinschaft Bingenheim
Meine Landwirtschaft
Nationale Armutskonferenz (nak)
NaturFreunde Deutschlands
Naturkost Nord
Naturkosthandel Paul
Naturland – Verband für ökologischen Landbau
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Naturschutzjugend Deutschland (NAJU)
Netzwerk Grundeinkommen
Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
NEULAND Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung
Nyéléni.de - Bewegung für Ernährungssouveränität
Ökumenische Gemeinschaft Homosexuelle und Kirche - HuK Hannover
Ökokiste
Omas for Future
Oxfam Deutschland
Parents For Future
Parents For Future Oberhavel
Pesticide Action Network
Pindactica
Protect the Planet - Gesellschaft für ökologischen Aufbruch
PROVIEH – Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung
Regionalverbund der Erwerbsloseninitiativen Weser-Ems
Regionalwert Impuls
Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein (RAV)
Sanktionsfrei
Sarah Wiener Stiftung
save our seeds
Sirplus
Slow Food Deutschland
Slow Food Youth Deutschland
SOLAWI Isartal
Solawi Krefeld
Sozialstammtisch Hartz IV Lüneburg
Stadtbienen
Tacheles Sozialhilfe
Transition Town
True Animal Price Coalition (TAPP Coalition)
Umweltinstitut München
ver.di Oldenburg
Verein der Arbeitslosen in Wilhelmshaven/Friesland
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Weltacker 2000m
Wilhelmsburg Solidarisch
WWOOF Deutschland - freiwillige Helfer/innen auf ökologischen Höfen
Yeşil Çember
zores Bremen
Zukunftsstiftung Landwirtschaft